Gentle Balance Frühlings-Tipp: Anweiden von Pferden mit Stoffwechselproblemen.

 

Die Weidesaison steht vor der Tür und in vielen Ställen werden die Pferde nun schrittweise angeweidet oder sind sogar schon längere Zeit auf der Weide. Die Pferde freuen sich riesig über den zusätzlichen Bewegungsfreiraum und natürlich über das frische Grün. Als Pferdebesitzer eines Pferdes mit Stoffwechselproblemen kommt neben der Freude meist auch ein ungutes Gefühl auf. Angst vor Hufrehe, vor dem zu dick oder dicker werden, vor Blähungen oder sogar Kolik sitzen vielen im Nacken….

Stoffwechselprobleme beim Pferd können individuell sehr viele verschiedene Ursachen haben. Diese zu kennen und gut zu analysieren ist immer von Vorteil. Aber gerade zu Beginn der Weidesaison lohnt es sich ganz speziell, einen aktuellen Stand aufzunehmen (allenfalls auch mit Hilfe einer darauf spezialisierten Fachperson).

Bei Pferden mit Stoffwechselproblemen ist es von Vorteil, beim Erhöhen der Weidezeit kleinere Schritte als die üblichen zu wählen: Man beginnt mit 5-10min. an der Hand grasen, behält dies über 3 Tage so bei (je nach Situation sogar länger), um dann langsam ca. jeden 3. Tag die Weidezeit jeweils in 5 Minuten Schritten zu verlängern.

Ausschlaggebend ist, wie das Pferd direkt nach dem Weiden und dann 2-4 Stunden später aussieht und sich verhält:

  • Ist es müde, lethargisch?
  • Ist es gebläht?
  • Sieht es aufgeschwemmt aus?

⇒ Falls etwas davon zutrifft ist sicherlich nicht der Zeitpunkt, die Weidezeit zu erhöhen! Im Gegenteil: eine Analyse des Stoffwechsels und gezielte Unterstützung ist notwendig, damit sich die Weidesaison nicht zusätzlich belastend auf den Stoffwechsel des Pferdes auswirkt.

⇒ Wichtig ist bei einem Pferd mit Stoffwechselproblemen aber auch, in Zeiten in denen das Gras unter “Stress” steht (→ siehe weiter unten) bzw. stark mit Eiweiss oder Zucker angereichert ist, die aktuelle Weidezeit wieder zu verringern (10 Minuten bis zur Hälfte der Weidezeit).

⇒ Ebenso sollte bei einem Weidewechsel die Zeit reduziert werden, da sich Pferde mit Stoffwechselproblemen oft schlecht an eine neue Weide adaptieren können (andere Grashöhe, andere Zusammensetzung, andere Nährstoffe etc.).

Pferde mit Stoffwechselproblemen können sich zudem auch schlecht an Wetterextreme anpassen, also wenn es z.B. plötzlich viel zu warm für die Jahreszeit ist, ein Kälteeinbruch erfolgt, es aussergewöhnlich viel regnet oder ein Sturm bzw. eine starke Bise aufkommt. Dies Wetterphänomene benötigen einen Druckausgleich auf Zellebene, der sich bei vielen Pferden mit Stoffwechselproblemen nicht so gut einstellen kann. Auch in solchen Phasen lohnt es sich, die Weidezeit wieder zu reduzieren (10 Minuten bis zur Hälfte der Weidezeit).

Unbedingt zu vermeiden gilt es zudem, dass Pferde an Tagen an denen sie aufgrund von schlechtem Wetter nicht auf die Weide dürfen, kein Gras bekommen. Dies ist für die Darmflora des Pferdes, die sich insbesondere beim Anweiden jeweils auf etwas «Neues» umstellen muss, sehr belastend. ⇒ An solchen Tagen sollte auf jeden Fall das Pferd an der Hand gegrast werden!

Pferde, welche Probleme im Zuckerstoffwechsel haben, können sehr gut entweder vor oder kurz nach dem Weidegang mit der Zufütterung des chinesischen Vitalpilzes Coprinus Comatus unterstützt werden. Dieser hält für bis zu 6 Stunden die Insulinachse stabil und ist ausserdem ein wertvolles Präbiotikum.
⇒ Wichtig ist dabei, den Vitalpilz ausschliesslich von einem seriösen Anbieter zu kaufen – Dosierung nach Packungsbeilage.

Die Frage, wann das Gras unter “Stress” steht oder gerade aufgrund der Wachstumsphase viel Eiweiss oder Zucker enthält, ist auf jeder Wiese und an jedem Tag ein wenig anders zu beantworten, da dieser “Stress” von verschiedenen Faktoren abhängt:

  • Grashöhe
  • Grasbestand
  • Welche anderen Pflanzen wachsen noch – ist die Weide ev. stark «verkrautet»
  • Intensität der Beweidung über das Jahr
  • Bodenbeschaffenheit
  • Düngung
  • Temperatur
  • Wetter des Tages: sonnig, bedeckt, regnerisch etc.
  • Klima: gerade eher zu trocken, zu nass, zu kalt, zu warm

Ist man selber unsicher in der Beurteilung, lohnt es sich, einen kundigen Landwirt zu fragen, welcher in einer Flurbegehung die Wiese beurteilen kann.


 

“Insbesondere bei Pferden mit Stoffwechselproblemen ist ein gezieltes Angrasen im Frühling
für die Gesundheit essenziell wichtig. Dabei kann es situativ sinnvoll sein, die Weidezeit
zwischendurch auch wieder temporär zu verkürzen.”

Sonja Bucher