Es ist wieder soweit: In der Schweiz stehen die 1. August-Feuerwerke vor der Tür.

7 wertvolle Tipps, wie du Feuerwerks-Stress bei dir und deinem Pferd lindern kannst.

 

Am 1. August  – dem Schweizer Nationalfeiertag – ist es wieder soweit: Die Menschen feiern ausgelassen und freuen sich im ganzen Land über immer bunter und lauter werdende Feuerwerke.

Doch für viele Tiere und so auch die meisten Pferde sind Feuerwerke der pure Stress. Nicht zu Unrecht machen sich deshalb viele Pferdebesitzer Sorgen, ob ihre geliebten Vierbeiner die Nacht auch heil und ohne Blessuren überstehen.

Mit den folgenden 7 Tipps kannst du dein Pferd bei Feuerwerks-Stress optimal unterstützen:

 

Tipp 1: Mit den direkten Nachbarn sprechen

Da es für viele Pferde einen Unterschied macht, in welcher Distanz die Knallerei stattfindet, lohnt es sich in jedem Fall, mit den direkten Nachbarn das Gespräch zu suchen.

Immer wieder stelle ich fest, dass Personen, die keine Pferde (oder andere Tiere) haben, sich gar nicht bewusst sind, wie gefährlich ihre Feuerwerks-Party unter Umständen für die Pferde in ihrer Nachbarschaft sein kann.

⇒  Ich empfehle daher, aktiv ein freundliches Gespräch zu suchen, in dem ihr eure direkten Nachbarn über die Auswirkungen auf eure Pferde aufklärt. Dabei kommt es immer gut an, wenn man sie auch darüber informiert, welche Formen von Feuerwerk für die Pferde deutlich weniger problematisch sind: z.B. Sonnen oder Vulkane auf der dem Stall/der Weide abgewandten Seite des Hauses, oder Raketen, die nur ein Farb-Bouquet haben, ohne dabei zu knallen (ja, die gibt es tatsächlich), etc.

 

Tipp 2: Den eigenen Stress-Level tief halten

Viele Pferdebesitzer verbringen bei Feuerwerk den Abend bei ihren Pferden und verzichten auf die Party mit Freunden – worüber sich die Pferde mit Sicherheit freuen!

Denkt aber bitte daran: Wenn ihr selber gestresst und besorgt seid, wirkt sich dies über Hormone und Botenstoffe im Gehirn unmittelbar auf eurer Pferd aus und stresst dieses zusätzlich.

⇒  Versucht also, euer eigenes Angst- und Stress-Niveau so tief wie möglich zu halten. Ihr kennt Euch selber am besten und es gibt viele Möglichkeiten und Hausmittelchen zur Beruhigung, von Baldrian bis Aromatherapie. Benutzt diese Möglichkeiten wenn nötig unbedingt! Ihr helft damit, die Sache für eure Pferde ungewollt nicht noch schlimmer zu machen.

⇒  Ebenfalls bewährt hat sich für Menschen, die selber lärmempfindlich sind, einen Gehörschutz zu tragen. Dies können beispielsweise  Gehörschutz-Pfropfen wie Oropax sein. Denn wenn für euch die Knallerei nicht so laut ist und ihr deswegen weniger Stresshormone ausschüttet, hilft dies auch den Pferden.

 

Tipp 3: Ob Weide oder Pferde-Box hängt von der individuellen Situation ab

Viele Pferdebesitzer fragen sich: Soll ich das Pferd lieber auf der Weide bzw. im Offenstall lassen oder in einer Pferde-Box einschliessen?

Diese Frage lässt sich leider nicht generell beantworten. Ob man Pferde während der Feuerwerks-Knallerei lieber einsperrt oder auf der Weide resp. im Offenstall lässt, ist eine knifflige Frage und hängt von der individuellen Situation und den spezifischen Rahmenbedingungen ab.

Pferde sind von Natur aus Fluchttiere und können aus diesem Grund am besten Stress abbauen, wenn sie sich bewegen können. Dies spricht grundsätzlich einmal für ausreichend Platz – also eine Weide, grössere Paddocks, etc.

Es gibt jedoch auch Pferde, die bei viel Platz unkontrolliert und kopflos werden, wodurch die Verletzungsgefahr steigt. Solche Pferde werden besser in einer Pferde-Box im Stall untergebracht.

⇒  Es gibt daher keine generelle Lösung. Als PferdebesitzerIn sollte ich daher Folgendes in Ruhe beurteilen:

–       den individuellen Charakter meines Pferdes
–       die Erfahrungen, die das Pferd in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen gemacht hat
–       das Verhalten meines Pferdes bei Stress
–       die spezifischen Rahmen- und Haltungsbedingungen
–       die Umgebung des Stalls bzw. der Weide

⇒  Ist man sich trotz aller Analyse unsicher, bleibt man oftmals am besten einfach beim gewohnten Ablauf. Denn Pferde sind auch „Gewohnheitstiere“ und eine Veränderung des normalen Ablaufs kann an sich schon zusätzlichen Stress auslösen.

 

Tipp 4: Vorbeugung gegen stressbedingte Magengeschwüre

Es hört sich komisch an, ist aber medizinisch nachgewiesen: Gestresste Pferde können innerhalb von 2 Stunden ein Magengeschwür entwickeln!

⇒  Es lohnt sich also, jedem Pferd zur Vorbeugung bei Feuerwerk ein magenschonendes Ergänzungsfuttermittel zu füttern oder bei vorbelasteten Pferden – also solche, die schon Magenschleimhautentzündungen oder sogar Magengeschwüre hatten – beim Tierarzt ein Medikament mit dem Wirkstoff Omeprazol zu besorgen (z.B. Gastrozol). Keinesfalls schadet es zudem, diese Mittel auch einige Tage nach dem Feuerwerk noch einzusetzen.

 

Tipp 5: Manual-Therapeutische Unterstützung zur Beruhigung

Es gibt zwei wichtige Körperregionen, über die man direkt das vegetative Nervensystem des Pferdes ansprechen und wo man über die Aktivierung des Parasympathikus den Stress-Level des Pferdes senken kann:

⇒  Region 1 ist der Trapezmuskel: Leichte Massagen und Streichungen am Trapezmuskel beruhigen das Pferd unmittelbar.

Quelle: Horse Anatomy 3D

 

⇒  Region 2 ist die sogenannte Fossa retromandibularis: Das ist der Bereich vom Ohrgrund hinter der Ganasche hinunter. Auch dort helfen leichte Massagen oder streicheln sehr effektiv – sofern das Pferd sich gerne am Kopf berühren lässt.

Quelle: Stefan Angele Photography

 

Tipp 6: Vital-Pilz Hericium Erinaceus

Der chinesische Vitalpilz Hericium Erinaceus ist ein fantastisches Nerventonikum und hilft, Ängste zu lösen.

Hericium wirkt direkt im Angstzentrum (also in der Amygdala, auch Mandelkern genannt) des Gehirns.
Ausserdem beruhigt Hericium den Magen und unterstützt die Balance und Regeneration des gesamten Magen-/ Darmtraktes.

⇒  Am Besten beginnt man mit Hericium ca. 1 Woche vor dem Feuerwerk und lässt ihn noch ca. 10-14 Tage nachher weiterlaufen. Da der Wirkstoff jedoch keine lange Anflutzeit benötigt, wirkt er auch bereits gut, wenn man ihn nur am Feuerwerks-Tag morgens füttert.

 

Tipp 7: Aroma-Therapie

Aroma-Therapie ist mitunter die stärkste Therapieform,  wenn es um die Behandlung von Stress und Angst geht, was in mehreren wissenschaftlichen Studien belegt ist. Denn unser Riechzentrum hat einen direkten Draht zum Angst- und Gefühlszentrum des Gehirns. Wir wissen alle, dass Gerüche Gefühle hervorrufen können  – die Parfum-Industrie lässt grüssen.

⇒  In starken Stresssituationen wie bei Feuerwerk empfehlen sich die folgenden starken Aroma-Therapeutika:

–       Ysop
–       Zeder / Atlaszeder

⇒  Die Duftstoffe mit einem Ultraschall-Vernebler 1 Stunde bevor der grösste Lärm beginnt verdampfen.

⇒  Der Ultraschall-Vernebler ist wichtig, denn nur so sind die „Duftteilchen“ klein genug, damit der Riechnerv diese aufnehmen und die Botschaft der Entspannung ans Hirn weitergeben kann.

Natürlich geht diese Aroma-Therapie bei Boxen-Pferden einfacher als in Offenställen, da die Distanz und der Raum zwischen Vernebler und Pferd nicht zu gross sein sollte. Denn die „Duftteilchen” verteilen sich in einem Raum mit der Grösse eines durchschnittlichen Zimmers problemlos und wirken somit am besten.

⇒  Aromatherapie bewährt sich übrigens auch sehr gut bei Katzen. Die Duftstoffe einfach in dem Zimmer, wo sie sich befinden, verdampfen.

 


 

“Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Blog-Beitrag ein paar hilfreiche Ideen geben konnte,
um dir und deinen Pferden die oftmals lästigen Feuerwerks-Situationen etwas zu erleichtern.

Ich drücke uns allen ganz fest die Daumen, dass wir die nächsten Feuerwerke gut überstehen
und wünsche mir für die Zukunft, dass die Rücksichtnahme auf Tiere und die Natur in der Bevölkerung stetig steigt.”

Sonja Bucher